Im Gespräch mit Gian Luis Ruch

Firma: DIY-Wood, Niederbipp
Firmeneintritt: 18.09.2023
Funktion: Sachbearbeiter Key Account / Produktmanager
Aus-/Weiterbildungen: Mediamatiker EFZ
Wohnsitz: Koppigen/BE

Lieber Gian – oder Gian Luis? Wie nennst du dich?
Nein, lieber einfach nur Gian.


Du hast einen eher neuartigen Beruf gewählt, den es seit rund fünfzehn Jahren gibt – Mediamatiker. Gemäss Google ist der:die Mediamatiker:in eine vielseitige Kommunikationstechnologie-Fachperson, die Videos produziert, Fotoaufträge entwickelt, Druckerzeugnisse gestaltet und Grafiken sowie Webseiten kreiert. Wie hast du deine Berufswahl getroffen und was fasziniert dich an diesem Beruf?
Den Mediamatiker-Beruf habe ich aus Zufall entdeckt. In der achten Klasse war ich an einem Schnupperevent der Firma Ipsomed. Angemeldet 
war ich dort als interessierter Informatiker. Aus unerklärlichen Gründen bin ich in der Gruppe der Mediamatiker gelandet. So habe ich Einblick in diesen Beruf erhalten. Ab diesem Tag war für mich klar, dass ich auf diesem Gebiet eine Lehrstelle finden möchte. Ältere Kollegen, die diesen Beruf erlernt haben, haben meinen Entscheid bestärkt. Was mich an diesem Beruf fasziniert, sind die damit verbundenen Freiheiten. Meistens sind die Rahmenbedingungen bei Aufträgen sehr offen. Dies bedeutet, dass die Kreativität voll ausgelebt werden kann. Selbst mitzudenken und eigene Ideen einzubringen sind wichtige Punkte für mich. Ich wollte aber auch selbst Videos schneiden können, Logos entwickeln und Websites auf die Beine stellen.  

Inwiefern kannst du deine Fähigkeiten und Kenntnisse als Mediamatiker in deinen neuen Job als Sachbearbeiter Key Account bei der DIY-Wood 
in Niederbipp einfliessen lassen? 
Die vielen Freiheiten haben mich während der Lehre geschult, immer gleichzeitig verschiedene Lösungsansätze in Betracht zu ziehen, um dann eine optimale Lösung weiterzuverfolgen. Diese Open-Mind-Optik erlaubt mir heute, gewisse Dinge auf eine neue Weise zu beleuchten, was wiederrum inspirierend auf ältere Mitarbeitende wirken kann. Mit  meinen klassischen Mediamatiker-Skills wie Videos drehen, Produktefotos schiessen oder auch Blenden für den Baumarkt erstellen, kann ich viel mitgestalten und eigenständig umsetzen. Vieles machen wir hier bei DIY-Wood inhouse und müssen dafür nicht die Marketing-Abteilung in Leibstadt beiziehen. Ich denke, damit generiere ich einen Mehrwert für unsere Unternehmung. Im Bereich Social Media verfüge ich ebenfalls über ein beachtliches Know-how, das geschätzt wird. Dadurch, dass ich noch sehr jung bin, bin ich am Puls der Zeit und kenne die Trends.

Welche Aufgaben waren zu Beginn deiner Anstellung komplett neu für dich? Was hat dich speziell gefordert und was macht dir besonders Spass an deiner Arbeit?

Dadurch, dass ich direkt nach der Lehre mit dieser Funktion bei der Kuratle Group gestartet habe, war der gesamte Bereich von Einkauf, Verkauf und Handel für mich komplett neu. Die Tatsache, dass ich mich nicht mehr in der Lernenden-Position befinde, war für mich ein massiver Unterschied im Vergleich zur Lehrzeit. In meinem heutigen Job geniesse ich eine völlig neue Art von Wertschätzung. Was mich zu Beginn ebenfalls sehr gefordert hat, ist die Zusammenarbeit in diesem grossen Rahmen mit derart vielen Abteilungen und Mitarbeitenden. Das Zurechtfinden dauerte eine Weile. Erwähnen möchte ich hierzu auch noch das Erlernen des SAP, was mich stark gefordert hat. Im Vorfeld wurde ich mit diversen Systemen konfrontiert, jedoch niemals in diesem Ausmass. Ich finde es cool, dass ich nun Verantwortung tragen darf und muss. Dies treibt mich dazu an, immer besser zu werden. Besondere Freude bereiten mir grössere spezielle Kundenaufträge und die Projektarbeit bei der Produkteentwicklung. Da bin ich von null auf hundert in einem spannenden Projekt für ein neues Produkt drin, welches wir später hoffentlich auch in den Baumarkt bringen. Ich bin auch glücklich in den Momenten, in welchen ich mich als Mediamatiker mit den klassischen Skills einbringen kann.

Deine Lehre hast du in zwei verschiedenen Unternehmen absolviert. Bestimmt war dieser Wechsel mitten in der Ausbildung eine zusätzliche Herausforderung für dich, zumal der Wechsel im Jahr 2021 während der Pandemie stattgefunden hat. Möchtest du deine diesbezüglichen Erfahrungen mit uns teilen? Was, würdest du sagen, hast du speziell in dieser Zeit für dich gelernt?

Der Aufbau der Mediamatiker-Lehre ist speziell. Im Kanton Bern werden die ersten zwei Jahre durch die BICT AG abgedeckt. Diese Basislehrjahre sind wie eine Computerschule, in der man in einer geschützten Werkstatt mit Gleichaltrigen in einer  Klasse zusammensitzt und die gesamte Palette der Mediamatiker-Skills kennenlernt. Ein grosser Begriff ist dabei Adobe, aber auch sämtliche Bild- und Videobearbeitungsprogramme etc. Nach diesen Basislehrjahren werden die Lernenden mit einem Bewerbungsprozess an einen Praktikumsbetrieb weitervermittelt. Bei der BILL GmbH konnte ich meine Skills in die Praxis umsetzen. Diese Zeit vom Wechsel war effektiv schwierig für mich. Aufgrund von Corona hatte schon während der  Basislehrzeit das zweite Lehrjahr exklusiv im Homeoffice stattgefunden, inklusive der Berufsschule. Zu Beginn hatte ich keine Selbstdisziplin. Ich habe damals lieber mit Kollegen gegamt. Rückblickend war es nicht die schönste Zeit. Es war äusserst stressig für mich. Die Situation wurde dann kritisch und irgendwann kam der Punkt, der mir die Augen geöffnet hat. Ich wurde durch diese Erfahrung schnell selbstständig und ich habe gelernt, Eigeninitiative zu ergreifen. Ich habe erkannt, dass man im Leben immer nur so weit kommt, wie man bereit ist zu investieren. Seither habe ich keine Probleme mehr mit der Selbstdisziplin.

Du hast mir erzählt, dass du kurz nach deiner Geburt mit deinen Eltern nach Mexiko ausgewandert bist und du dort deine ersten beiden Lebensjahre verbracht hast. Wie kam es dazu? 
Mein Vater ist Journalist und hat damals ein Jobangebot als Auslandskorrespondent in Mexiko erhalten. Meine Mutter fand parallel eine Stelle an einer internationalen Schweizer Schule als Lehrperson. Für die Geburt meiner Schwester sind wir als Familie rasch in die Schweiz zurückgekehrt und haben uns im Anschluss in Koppigen niedergelassen, wo wir immer noch wohnen.

Bestimmt kannst du dich nicht an diese beiden Jahre erinnern. Ich kann mir vorstellen, dass das vielseitige Land für dich trotzdem eine besondere Bedeutung hat. Gibt es heute noch einen Bezug zu einer speziellen Region oder zu Menschen, die du kennst und die dort leben? 
Eigentlich ist der Bezug heute nicht gross. Wir sind damals viel gereist von Südamerika bis Mittel- und Nordamerika. Meine Eltern stehen noch in Kontakt mit einheimischen Kollegen. Der Reiz, diese Länder selbst nochmals als Erwachsener zu bereisen, hält sich in Grenzen. Von meinen Eltern und deren Kollegen vor Ort habe ich mitbekommen, dass sich die Zeiten sehr geändert haben. Es ist nicht mehr so schön und gemütlich wie damals. Gerade in der Gegend, wo wir gelebt haben, haben Drogengangs das Viertel übernommen. Vielleicht zieht es mich eines Tages wieder dorthin, aber momentan verspüre ich nicht den Drang danach. Einen Bezug habe ich trotzdem: die Serie «El Chapo» finde ich ziemlich spannend. Sie basiert auf einer wahren Geschichte. Es geht um die Verfilmung des grössten mexikanischen Drogenbarons. Die Serie ist spannend und man sieht, wie es dort drüben abgeht. 

Wenn du frei wählen könntest, wo auf dieser Welt würdest du am liebsten leben und weshalb?
Momentan, wenn ich gerade so in die Welt schaue mit den aktuellen Themen von Krieg und Politik, bin ich sehr froh, dass ich hier in der Schweiz bin und hier aufgewachsen bin. Ich möchte auch immer mit einem Bein in der Schweiz bleiben. Es gibt aus meiner Sicht kein anderes Land, wo man es als Gesamtpaket besser haben kann als hier. Wettertechnisch würde ich mich hingegen in Barcelona sehen. Ferienhalber gehe ich sicher jedes Jahr ein bis zwei Mal mit Kollegen dorthin. Früher oder später wird es mich in eine Stadt ziehen. Bisher habe ich mein ganzes Leben im Dorf verbracht und ich habe das Gefühl, dass ich auch mal Lust auf mehr Action in einer Schweizer Stadt habe.


In deinem Lebenslauf erwähnst du unter der Rubrik Hobbys unter anderem die Ausflüge mit Freunden. Um was für eine Art Ausflüge handelt es sich dabei? Welche Interessen stehen im Vordergrund?
Generell gehe ich sehr gerne mit Kollegen in die Ferien, auf Kurztrips oder Tagesausflüge nach Lausanne, Genf oder Zürich. Natürlich kommen bei diesen Vorhaben der Ausgang und die Partys nicht zu kurz. Wir sind alle sehr breitgefächert interessiert, Neues zu entdecken oder auszuprobieren, wie zum Beispiel Gokart fahren, Klettern oder Jetski fahren. Im Vordergrund steht in erster Linie immer möglichst viel Zeit mit Menschen, die wir gern haben, zu verbringen. Wir legen auch Wert auf den kulinarischen Aspekt und auf Sehenswürdigkeiten. Für diesen Sommer haben wir uns vorgenommen mit dem Wandern zu beginnen.

Zudem bist du im Alltag auch sportlich unterwegs. Gleich drei Sportarten bereiten dir Freude: Basketball, Fussball und Joggen. Gab es in deiner Kindheit einmal eine Phase, in welcher du, wie viele Jungs, Fussballprofi werden wolltest? Fanst du für einen besonderen Club oder einen Fussballstar?
Da bist du genau richtig! Auch ich wollte wie viele andere ein Profi werden. Auch ich wurde wie viele andere auch fast ein Profi. In meiner Jugend habe ich von Auswahl zu Auswahl gewechselt. Mit dreizehn Jahren habe ich den Traum vom Profispieler aufgegeben. Damals war ich beim FC Solothurn. Ein Kollege von mir hat es von dort mittlerweile in die Schweizer Nati geschafft. Für mich war dann aber fertig, weil ich mich zu Gunsten meiner Freizeit mit den Kollegen entschieden habe. Ich spiele heute immer noch mit viel Freude Fussball im Club von meinem Dorf. Mein absolutes Vorbild war seit Tag eins Ronaldo. Deshalb bin ich auch Fan von Real Madrid. Ronaldo und Real Madrid gehören für mich einfach zusammen. Ich habe damals für beide eine extreme Liebe entwickelt. Es ist nicht unbedingt sein Charakter, der mich anspricht, aber in meinen Augen ist er der beste Sportler, den es je gegeben hat. 

Mit welchen Ideen und Vorstellungen gehst du als 20-Jähriger durch dein Leben? Was ist dir wichtig? Auf was freust du dich? Was bewegt dich? 
Was denkst du, gibt es etwas Wertvolles, das du von Menschen mit mehr Lebenserfahrung lernen kannst?
Auch für mich gibt es jeden Tag etwas Neues zu lernen, zu entdecken, zu erleben und zu sehen. Ich bin neugierig, was morgen ist und was übermorgen ist. In diesem Sinn möchte ich «nichts verpassen» und bin sehr gespannt, was in meinem Leben noch alles auf mich wartet und welche Menschen ich noch kennenlernen werde. Die Neugierde ist mein Antrieb. Ich hoffe, dass sie mich im Leben weiterbringt. Eigentlich spüre ich jetzt schon, dass sie das tut. Grosse konkrete Ziele zu setzen ist schwierig in meinem Alter. Damit kann ich nicht viel anfangen. Von älteren Personen kann ich sehr viel lernen. Ich merke es auch in meinem Team, wo ich von absoluten Experten umgeben bin. Von ihnen kann ich viel lernen. Sie haben alle einen steilen Weg eingeschlagen. Von ihrer Erfahrung, die sie mit mir teilen, kann ich vielfach profitieren. Auch ihre Gelassenheit wirkt positiv auf mich. Ich lasse mich noch zu schnell aus der Ruhe bringen. Dessen bin ich mir bewusst und übe mich in Geduld.

Vielen Dank für deinen spannenden Bericht. Wir wünschen dir viel Erfolg und Freude in unserem Unternehmen. 

Gian beim Fussballspielen.
Gian in Barcelona.
Gian im Büro mit Daniel Hönicke.

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